Aufnahme vom 23. Juli 1960 aus dem Bundesarchtiv:
Schlossborner Strasse Ecke Frankenallee
Wo liegt die "Alte Hellerhofsiedlung"?
Die als "Arbeitercolonie" erbaute Wohnsiedlung mit ihren charakteristischen Doppelhäusern mit Backstein-Schmuckfassaden befindet sich der Rebstöcker und Schlossborner Straße und Umgebung im Stadtteil Gallus
in Frankfurt am Main und liegt am "östlichen Taunusbahndamm".
Bei der Erbauung gab es hier
nichts! Die Siedlung wurde mitten auf das Feld gesetzt, dorthin wo sich
Fuchst und Hase gute Nacht sagten.
Wann wurde die Hellerhofsiedlung gebaut?
Die "Hellerhofsiedlung" wurde zwischen 1902 und 1904 erbaut.
Den Zusatz "alt" erhielt sie nach dem Neubau der "Neuen Hellerhofsiedlung" in den 1920er Jahren.
Woher kommt der Name der Siedlung?
Die Siedlung wurde benannt nach dem "Hellerhof", der sich außerhalb der Frankfurter Landwehr nördlich der Galluswarte befand. 1379 wird dieser das erste Mal als "Virneburger Hof" erwähnt, später dann benannt nach Jakob Heller, der ihn 1475 erwarb.
1688 gelangt der Hellerhof in den Besitz der Familie von Holzhausen.
1886 endet der Gutsbetrieb auf dem Hellerhof.
1887 wird der Hauptbahnhof eröffnet, wodurch die neuen Gleisanlagen das Hellerhöfer und das Rebstöcker Feld durchschneiden.
Wer erbaut die Siedlung und warum?
Aufgrund der damaligen Wohnungsnot entschied sich die Philipp
Holzmann & Cie G.m.b.H. zu dieser Investition. Hauptsächlich vom Land zogen Arbeiter und Angestellte in die Stadt.
So hatte die Adlerwerke 1906 bereits rund 6000 Angestellte.
Gibt es auch eine "Neue Hellerhofsiedlung"?
Unter der "Neuen Hellerhofsiedlung" versteht man den neueren östliche Bauabschnitt, der 1929 und 1936 im Rahmen des Wohnungsbauprogrammes Neues Frankfurt auf Initiative des damaligen Frankfurter Oberbürgermeisters Ludwig Landmann und des Baustadtrates Ernst May entstand.
Es ist ein frühes Beispiel für den modernen Wohnungsbau aus den späten 1920er und frühen 1930er Jahren, von denen es in Frankfurt unter Einfluss des Weimar Bauhauses mehrere Siedlungen gibt.
Wie erreichten die Bewohner ihre Häuser?
Für die Bewohner wurde eine Straßenbahn gebaut.
Die Verlängerung der Straßenbahn war mit der Stadt Franfurt ausgehandelt worden, bevor die Arbeitercolonie erbaut wurde. Diese war nämlich so weit entfernt, da ein Vermieten sehr schwierig gewesen wäre. Jedoch muss man bedenken, das damals sehr viel mehr gelaufen wurde, schon allein um sich die Kosten für die öffentlichen Verkehrmittel zu sparen.
Wie waren die Wohnungen ausgestattet?
Das besonders innovative an den Wohnungen war zweifelsohne das Badezimmer mit fließendem (kalten?) Wasser.
Endlich hatte jeder seine eigene Toilette und musste sich nicht eine Toilette im Treppenhaus mit den Nachbarn teilen, oder schlimmer noch, mitten in der Nacht bei Eiseskälte über den Hof gehen.
Auch hatten
Das Bad bestand aus einer separaten Toilette mit eigenem Fenster und aus dem eigentlichen Badezimmer mit Badewanne, Waschbecken, ebenfalls mit Fenster. Endlich konnte man das Wasser ganz bequem ins Waschbecken und in die Badewanne laufen und dann ablaufen lassen, anstatt das Wasser für den Badezuber vorher holen und danach wieder wegbringen zu müssen.
In manchen Dörfern, wie z.B. Niederberg am Main, gab es diesen Luxus bis in die 1950er Jahre noch nicht!
Viel fortschrittlicher und praktischer als die sogenannte "Frankfurter Küche", bei der eine Dusch- oder Badewanne in die Küche eingebaut wurde.
Erstaunlicherweise wurde dieser für uns heute selbstverständliche Luxus in den letzten Bauabschnitten der Neuen Hellerhofsiedlung einfach wieder abgeschafft - da zu kostspielig für die 1930er Jahre.
Wie wurden die Wohnungen beheizt?
Die Wohnungen wurden mit Öfen beheizt.
Wahrscheinlich gab es nur einen im Wohnzimmer.
Sicherlich wurde auch der Küchherd zum Heizen genutzt.
Wurde die Siedlung im 2. Weltkrieg beschädigt?
Auch die Alte Hellerhofsiedlung wurde beschädigt, jedoch nicht so sehr wie die Neue Hellerhofsiedlung, die ja fast vollständig zerstört war.
Eine der Fliegerbomben, die in der Nacht vom 4. auf den 5. Juni 1940, um 2 Uhr, von den Alliierten auf Frankfurt abgeworfen wurden, richtete einen der ersten größeren Gebäudeschäden an, was jedoch zweitrangig ist, da es leider auch die ersten Toten und verletze Menschen gab.
Die Spuren sind noch heute am Gebäude der Schloßborner Str. 66 zu erkennen.
Der erste Bombenangriff und die entsprechenden Schäden waren damals eine Sensation und die Schaulustigen eilten herbei.
Sehr traurig ist, dass bei diesem ersten Anschlag im Haus Schlossborner Str. 66, durch die Entfernung einer Bombe zwei Tage später auf dem Rebstockgelände alleine im Gallus 18 Menschen ums Leben kamen (lt.Ausgabe 73, Januar 2019, GW Gallus).
Zur Unterscheidung
Alte Hellerhofsiedlung
Neue Hellerhofsiedlung
Erbbaublock
gemäß der Aufllistung
List der Kulturdenkmäler in Frankfurt-Gallus
Alte Hellerhofsiedlung
Eppenhainer Straße 1–5, 14–20, Idsteiner Straße 127–151, Josbacher Straße 4–14, 20, Lorsbacher Straße 5–9, Rebstöcker Straße 74–80, 95–125, Ruppertshainer Straße 3–13, 4–14, 19–23, 20–30, Schloßborner Straße 36–66, 37–67
Charakteristische Doppelhäuser mit Backstein-Schmuckfassaden
Neue Hellerhofsiedlung
Fischbacher Straße 1–25, 6–24, Frankenallee 152–174a, 176–200, Hornauer Straße 1–25, Kelkheimer Straße 1–17, 2–26, Langenhainer Straße 1–25, 2–26, Lorsbacher Straße 2–26, Schneidhainer Straße 1–17, 2–16
Erbbaublock
Erbbaustraße 1–13, 4–18, Mainzer Landstraße 414, Wickerer Straße 9–23
erbaut durch die AG für kleine Wohnungen von 1901 bis 1909 erbaute Mietshauszeile an Grünanlage auf dem Siedlungsgelände des städtischen Katharinen- und Weißfrauenstifts. Erster deutscher Erbbauvertrag von 1903 mit Vereinshaus von 1903/04. Von Jugendstil beeinflusster Baustil aus Klinkern mit Ziermauerwerk und turmartig betonten Treppenhäusern.